Boris Blacher

*  19. Januar 1903

†  30. Januar 1975

von Christopher Grafschmidt

Essay

Blachers Vielseitigkeit hatte System: „Ich will nach einer Arbeit immer, als Kontrast, genau das Gegenteil machen“ (zit.n. Lewinski 1975, 217). In einem Gespräch mit Josef Rufer sagte er: „Ein Komponist soll im Grunde schreiben, was ihm Spaß macht. […] Dabei gibt es viele Arten von Musik, leicht und schwer faßliche, rein unterhaltende und experimentelle. Es gibt Komponisten, die nur den einen oder den anderen Weg gehen. Das ist im Grunde eine Frage der schicksalhaften ‚Bestimmung‘. Und es gibt wieder andere – zu ihnen rechne ich mich selbst –, die, je nachdem wie es ihnen Vergnügen macht, bald auf diese und bald auf jene Art komponieren, die also gleichsam ‚zweigleisige‘ Musik machen. Die Hauptsache ist nur, daß sie auf ihre Art gut ist“ (zit.n. Rufer 1956, 237–238).

Im Zusammenhang mit Blachers ebenso umfangreichem wie vielfältigem Œuvre wird häufig das missverständliche Schlagwort der „leichten Hand“ gebraucht, was auf einen relativ problemlosen Produktionsprozess sowie leichte Fasslichkeit deuten soll. Beidem entspricht Blachers klare, schlackenlose Schreibweise; zu seinem „style dépouillé“ gehört auch die Devise „un minimum d'effort avec un maximum d'effet“. Um „leichte“ Musik mit der ausschließlichen Absicht unverbindlicher Unterhaltung handelt es sich ...